Das Porträt: Herbert Dunkel - Künstler und Architekt Kirche in Rhynem — der Künstler Herbert Dunkel. von ausgestattet mit vielen Bildern und Plastiken, spricht von je- ner Wechselbeziehung der Künste, die den Vorstellungs- kreis bereichert und die eige- ne Kreativität anregt. Aluchro- mien seines Freundes Erich Lütkenhaus beherrschen den Zwischen Dielenvorraum. Bücherwänden gewahrt man Bernhard Plastiken Kleinhans-Sendenhorst. Gra- phische Blätter einer reichhal- tigen Sammlung läßt man betrachtend durch die Hand gehen. Aus dem Wagen holt Herbert Dunkel ein eigenes Aquarell, das im Wochenend- haus in Hirschberg entstand, — eine figürliche Komposition mit sanfter, unverkünstelter Farbgebung. In der Radier- technik macht er Fortschritte, seit ihn Hans Joachim Reisner (Hamm-Rhynern) darin unter- weist. Reisner und Dunkel ge- hören dem Arbeitskreis Kunst e.V. Hamm an, Dunkel als des- sen erster Sprecher. Die Grup- pe umfaßt heute 35 Mitglieder und ist in ihrem von der Stadt Hamm bereitgestellten Künst- lerwinkel in Werries inzwi- schen voll etabliert. Der Hektik eines zeitgenös- sischen Architekturbüros kann Dunkel selten genug ent- rinnen. Entwürfe zeichnet er sonntags. Seine gegenwärtig liebste Baustelle: Die vielge- nannte „Alte Post" in Dren- steinfurt. Vor Jahren schien das Schicksal des verfallenden hochragenden Fachwerkhau- ses, das den Typ eines Acker- burger- und Handelshauses in einer für Westfalen einmaligen Repräsentanz vereinigt, unwi- derruflich besiegelt. Schon lange hatte Herbert Dunkel aus privatem Interesse die alte Post für sich auf- gemessen. Seit Ende 1977 darf er nun die Rettungsarbeiten leiten. Viel Phantasie und Sachverstand investiert er in den dreischiffigen Ständer- bau, dessen Gefache in kunst- voll angeordneten Mustern mit roten Backsteinen bereits aus- gemauert sind. Seine grundsolide Ausbil- dung zahlt sich aus: Gleich nach dem Kriege erlernte er in Hamm das Maurerhandwerk und arbeitete hier noch zwei Jahre als Geselle. „Damals gab es noch kein Bafög", sagt er. „Mein Vater war Bergmann, da mußte ich mir mein Stu- dium selbst verdienen." Von 1952 bis 1955 ging er zur Inge- nieurschule nach Hagen. „Nach dem Examen, — nun ja, ich mußte und wollte Geld ver- dienen und tat dies, gleichfalls bei einer Hammer Firma. 1960 gründete ich zusammen mit einem Partner ein selbständi- ges Architekturbüro in Bok- kum-Hövel." Seinen Traum, sich intensiver mit Kunstge- schichte und Städtebau zu be- fassen, begrub er keineswegs. Als Vierzigjähriger absolvierte der inzwischen dreifache Va- ter ein zweijähriges Zweitstu- dium an der Technischen Uni- versität Kaiserslautern. Trotz seines Arbeitspen- sums wirkt Herbert Dunkel weder gehetzt noch nervös. Er hat Humor und freut sich an schönen Dingen. Ein radiertes Blatt in seinem Büro, von ihm selbst gefertigt, zeigt eine Häuserzeile mit Prachtfassa- den aus Amsterdam, dazwi- schen maßstabgerecht das Hammer Stunikenhaus — au- genzwinkernde Beweisfüh- rung: „Das können wir auch!" Auf Aquarellen der letzten Zeit erscheinen die mächtigenTür- me von Soest. Fragt man nach der Bauge- sinnung: Für Dunkel gibt es viele Schichten des Wissens und Könnens. Nach der Statik des Drensteinfurter Hauses befragt, erläutert er: „Mit dem Rechenschieber ist da nichts auszurichten, allenfalls ließe sich nachweisen, das Haus be- sitze keine Spur von Standfe- stigkeit. Natürlich sackte hier ein Gefach, dort ein Giebel im Laufe der Jahre um mehrere Zoll ab; aber die Balken paß- ten sich an, verzogen sich, und das Haus stand trotzdem, durch Jahrhunderte. Gesunde Ursubstanz!" — In vielen Gut- achten über die Denkmalwür- münsterländischer digkeit Hausveteranen hat er das fest- gestellt. Aber ein Schmalspur- Spezialist in Sachen Fachwerk will er trotzdem nicht werden. Haus, Stadt, Lebensraum — diese Dreieinheit bestimmt seine aus der Kreativität ge- speiste Berufsauffassung. Ilsemarie von Scheven 11 Herbert Dunkel: Erfolgreicher Architekt. Architektonisch betrachtet ist Hamms Rathaus ein Mu- sterstück gekonnter wilhelmi- nischer Baukunst. In einer vom heutigen Verkehrsge- schehen noch unangefochte- nen Bürger-Stadt paßte Archi- tekt Endell die Schauseite des Hauses einem Platz an, der von Bäumen umstanden und von Villen umsäumt war. Die Moderne hat vieles aus den Angeln gehoben. Den Ver- kehrsfluß um den dreizipfligen Platz bekam man in den Griff, die Grünzone vor dem unauf- dringlich aufragenden Arbeits- amtshochhaus beruhigt das Auge. Wenn demnächst die Baulücke an der Nordseite ge- schlossen sein wird, könnte das ersehnte urbane Flair sich einstellen. Hier wird eine Brunnenanlage installiert, die dem Platz einen neuen Akzent geben wird. Urheber des inzwischen ge- nehmigten Entwurfs ist Archi- tekt Herbert Dunkel, wohnhaft in Hamm-Bockum-Hövel. Sein Plan sieht eine mehrstufige Komposition aus runden Schalen vor, deren untere, vier Meter im Durchmesser, als Auffangbecken dienen wird. Aus einer inmitten hochge- Zwei-Meter-Schale stellten wird Brunnenwasser in fünf unterschiedlich große, auf Pilzständer gebrachte Schalen herabfließen und sich von dort bodenwärts verteilen: Symbol für jenes lebendige Geben und Nehmen, das die Kernstadt mit ihren Außenbezirken zu einer Einheit verbindet. Man denkt an C. F. Meyers „Römischer Brunnen" — Geben und Neh- men, Strömen und Ruhe wer- den in diesem Gedicht in einer für alle Zeiten gültigen Spra- che beschworen. Der heute 47jährige Herbert Dunkel, in Werries geboren, in Hamm zur Schule gegangen, lebt seit 18 Jahren an der Ho- henhöveler Straße. Sein Heim,